Unsere neuen Ehrenmitglieder

Während der Mitgliederversammlung am 29. Mai 2012 wurden zwei unserer langjährigen Mitglieder zu Ehrenmitgliedern gewählt.

Frau Dr. Hedda Reindl-Kiel und Botschafter a. D. Dr. Thilo Rötger

Dr. Rötger und Frau im Gespräch mit Dr. Ekkehard Eickhoff   -   und Frau Dr. Reindl-Kiel

Dr. Ekkehard Eickhoff, selbst bereits Ehrenmitglied unseres Vereins, würdigte die beiden Persönlichkeiten:

„Mit der Verleihung der Ehrenmitgliedschaft an Frau Dr. Hedda Reindl-Kiel möchten wir eine Persönlichkeit würdigen, die sich in sehr hohem Maß um unsere Gesellschaft verdient gemacht hat. Frau Dr. Reindl-Kiel war ein ganzes Jahrzehnt lang in unserem Vorstand tätig. Und über Jahre (von 1988 bis 1990) hat sie als dessen Vorsitzende die gesamte Arbeit für den Bestand und die Veranstaltungen des Vereins geleistet. Das heißt: den Schrift- und Fernsprechverkehr für unsere Vorträge und für die Zusammenkünfte mit anderem Programm, den Versand (Adressen weit über die Zahl der Mitglieder hinaus), Kassenführung und Werbung für unsere Termine. Sie hat die Vereinsarbeit in vollem Sinne getragen und inspiriert.

Dabei war Frau Reindl-Kiel damals an der Universität Bonn als Lehrkraft im Hochschuldienst für das Fach Turkologie vollberuflich tätig. Und das war nicht nur der Unterricht, sondern auch die Betreuung ihrer Studenten und turkologische Forschung gehörten dazu. Dabei erledigte sich der Haushalt des Ehepaars auch nicht von selbst. Zu ihrem Forschungsfeld zählte übrigens unter anderem die Geschichte der osmanischen Küche. Die Vorstandssitzungen in ihrem Haus mit vorzüglichen Abendessen in dieser Tradition sind mir in rühmlicher Erinnerung.

Neben alledem hat Frau Dr. Reindl-Kiel Programm und Finanzen unserer Zweigstelle Hamburg mitbetreut. Auch der sehr aktive Zweig in Münster, der sich in dieser Zeit selbstständig machte, gehörte zunächst noch dazu.


„Tatsächlich hat unser langjährig aktives Vereinsmitglied Botschafter a. D. Dr. Thilo Rötger im undankbaren Amt des Kassenwarts die Buchführung der Deutsch-Türkischen Gesellschaft in Bonn mit sorgfältigen Bleistifteintragungen und präzisen Zusammenfassungen über viele Jahre besorgt – ein ehrenwertes Verdienst.

Zugleich ist Thilo Rötger ein wirklicher Veteran der deutsch-türkischen Freundschaftsbeziehungen. Von 1956 bis 1961 war er zuerst Legationssekretär und dann Legationsrat an der Botschaft Ankara unter dem bewährten und hoch angesehenen Botschafter von Broich-Oppert. Damals lag das offene Steppenland noch weit näher an den neuen Bezirken der Stadt als heute, und Thilo Rötger nutzte das gerne, um vom Botschaftsgelände in Kavaklidere aus mit dem Botschaftsrat von Lilienfeld dorthin auszureiten. Sultan Abdul Hamid II. hatte der deutschen Kaiserlichen Botschaft in Konstantinopel  (wie es damals noch hieß) eine Koppel prächtiger arabischer Vollblutpferde zur Verfügung der dort Dienst tuenden Diplomaten geschenkt. Diese freundschaftliche Geste war ein staatliches Dauergeschenk, das von der Republik fortgesetzt wurde. Auf einem Ausritt mit Herrn von Lilienfeld und mit einem türkischen Nachbarn, einem Rittmeister der türkischen Armee, dessen Grundstück damals zwischen der deutschen und der amerikanischen Botschaft lag, wurde dieser Nachbar abgeworfen und sein Pferd ging durch. Thilo Rötger ließ den türkischen Freund auf seinem eigenen Vollblüter aufsitzen, und der fing damit sein Pferd wieder ein.

Diese Jahre waren innenpolitisch sehr bewegt: 1960 unternahm das Militär den ersten Putsch der Nachkriegszeit gegen die gewählte Regierung, eine Intervention, die dem Ministerpräsidenten Adnan Menderes, dem Finanzminister Polatkan und dem Außenminister Zorlu das Leben kostete. In den ersten Tagen des Umsturzes setzte die Armeeführung eine totale Ausgangs- und Telefonsperre durch, und verständlicherweise wäre der Botschafter gern in Verbindung mit seinem amerikanischen Kollegen nahebei getreten. Jetzt bewährte sich die Freundschaft mit dem türkischen Nachbarn: Über die trennenden Mauern zu diesem und von ihm zur amerikanischen Botschaft wurden Leitern gelegt, und Thilo Rötger turnte darüber hin und zurück, um zwischen den beiden Botschaftern eine hochaktuelle Korrespondenz und Bestätigung unserer eigenen Berichterstattung zu vermitteln.  Sicher wäre noch sehr viel mehr über die Rötgers aus dieser Zeit zu berichten – wobei immer daran zu denken ist, dass die Ehefrau diesen Beruf ja mitmachte.

Von 1985 bis 1991 war Thilo Rötger dann Botschafter in Nikosia, also mit der türkischen Außenpolitik wieder laufend befasst. Die Botschaft lag dicht an der Trennungslinie, und allmorgendlich wurde der Botschafter vom Gebetsruf des Muezzins auf der anderen Seite geweckt. Und oft ist er ihm gefolgt. Nicht allerdings, um dort zu beten, sondern um den Kontakt mit der türkischen Volksgruppe und ihrer Führung zu pflegen.

Der letzte Dienstposten von Thilo und Titia Rötger war dann Istanbul – eine Entscheidung, die sie mit Begeisterung annahmen. Der Generalkonsul Thilo Rötger arbeitete also diesmal nicht am Regierungssitz, sondern in der immer noch wachsenden, faszinierenden Weltstadt am Bosporus. Statt die Weite des Aufgabenfelds und seine Arbeitskontakte mit den großen türkischen Spitzen-Einrichtungen in Istanbul zu beschreiben, nenne ich hier nur die von  ihm betreuten dortigen deutschen Partner-Institutionen: Die Deutsch-Türkische Handelskammer, das Goethe-Institut, die Zweigeinrichtungen des DAAD und der Carl-Duisberg-Gesellschaft, das Deutsche Archäologische Institut, das vom Gelände des Deutschen Krankenhauses in den Dienstsitz des Konsulats umgezogen war in das prachtvolle alte Botschaftsgebäude am Taksim. Es war ein weites und vielgestaltiges Aktionsfeld, in dem Thilo und Titia Rötger ihre letzten aktiven Jahre im Dienst verbrachten. Und da wir damals ein paar Jahre gleichzeitig in Istanbul und Ankara tätig waren, denke ich auch wegen dieser kollegialen und herzlichen Arbeitsbeziehung sehr gern und dankbar an meine Frau und meinen zweiten Aufenthalt in der Türkei zurück.“